Migräne und Ernährung

Migräneattacken und ihre Auslöser sind eine komplizierte und vor allem sehr individuelle Angelegenheit. Auf welche Reize das Gehirn mit Migräne reagiert, ist von Person zu Person unterschiedlich. Zu den Umwelteinflüssen, die massive Kopfschmerzen auslösen können, gehören auch Nahrungsmittel. Ihre Bedeutung bei der Auslösung von Attacken wird von Experten immer noch diskutiert.

Nahrungsmittel als Migräneauslöser

Bestimmte Schlüsselreize fungieren als Triggerfaktoren, die je nach Empfindlichkeit eines Patienten eine Migräne auslösen. Neben Stress, Wetterumschwung und Schwangerschaft oder Einnahme der Pille stehen auch Nahrungs- und Genussmittel unter dem Verdacht, als Verursacher infrage zu kommen. Besonders Schokolade, Käse, Rotwein, Kaffee und Softdrinks geben viele Patienten als Auslöser ihrer Migräneattacken an.

Wichtig bei solchen Triggerfaktoren ist die Feststellung, dass sie nicht die Ursache von Migräneanfällen sind, sondern lediglich Auslöser. Die Mechanismen dahinter könnten aktuellen Studien zufolge eine Erweiterung der Hirngefäße und Entzündungen durch allergische Reaktionen gegen Nahrungsbestandteile sein.

Gibt es eine spezielle Diät gegen Migräne?

Oftmals wird eine besondere Diät empfohlen, mit deren Hilfe sich Anfälle mindern oder vermeiden lassen sollen. Aus den beschriebenen Gründen sind generelle Aussagen wie Dies soll man essen und jenes soll man meiden nicht hilfreich, denn die Triggerfaktoren sind individuell sehr verschieden. Zudem sind sie nur das Tüpfelchen auf dem i, das zusammen mit anderen Ursachen wie Hormonschwankungen während der weiblichen Periode oder Stress zu Migräneattacken führt.

Eines kann man mit Sicherheit feststellen: Es gibt keine spezielle Diät, mit der sich Migräne verhindern lässt.

Auf jeden Fall sollten Sie jedoch herausfinden, welche persönlichen Triggerfaktoren in Form von Nahrungs- und Genussmitteln bei Ihnen infrage kommen könnten. Dabei passiert es durchaus, dass diese einmal Migräne verursachen, sich aber ein anderes Mal als unproblematisch erweisen. In jedem Fall sind die Begleitumstände mit entscheidend. Wissen Sie erst einmal, beim Genuss welcher Substanzen Sie besonders oft an Migräne leiden, können Sie diese gezielt vermeiden.

Trigger mithilfe eines Migräne-Tagebuches finden

Unbedingt wichtig für die Feststellung, ob etwas Ess- oder Trinkbares als individueller Migräneauslöser agiert, ist die Führung eines Migräne-Tagebuches. In einem solchen Schmerztagebuch dokumentieren Sie über längere Zeiträume Häufigkeit und Intensität Ihrer Anfälle, Begleitsymptome, eingenommene Medikamente und vermutete Triggerfaktoren. Eine solche Übersicht ermöglicht Ihnen gemeinsam mit Ihrem Arzt herauszufinden, ob ein Bestandteil Ihrer Ernährung der Übeltäter ist.

Welche Nahrungsmittel können Migräne auslösen?

Auch wenn generelle Aussagen nicht möglich sind, gibt es doch eine Reihe von Nahrungsmitteln, die viele Migränepatienten als auslösende Faktoren beschreiben. Bei Ihrer Recherche und der Führung Ihres Migräne-Tagebuches sollten Sie auf diese ein besonderes Augenmerk haben – vielleicht finden Sie Ihre persönlichen Trigger so schneller.

Essen, nicht essen und Heißhunger auf Schokolade

Bei einigen Patienten tritt Migräne auf, wenn sie längere Zeit nichts gegessen haben. Wie das zustande kommt, wissen Mediziner immer noch nicht so genau. Bei empfindlichen Personen reicht es oft aus, eine einzige Mahlzeit auszulassen. Unterzuckerung ist dann Grund für Heißhunger auf Schokolade – und die Tatsache, dass vielen Menschen ausgerechnet diese als Auslöser für Migräneattacken gilt. In Wirklichkeit bereitet sich der Körper durch den Appetit auf Süßes nur auf die bevorstehende Migräne vor und lässt die Schokolade hinterher als den Schuldigen dastehen.

Ein Inhaltsstoff der Schokolade gilt als zusätzlicher Risikofaktor: Das Konservierungsmittel Nitrat.

Auslöser Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker

Einige Triggersubstanzen ließen sich leicht vermeiden, wenn sie nicht in so zahlreichen zubereiteten Lebensmitteln vorhanden wären. Das gilt insbesondere für Konservierungsmittel wie Nitrate, die Lebensmittel haltbar machen und die appetitliche rote Farbe von Fleisch- und Wurstwaren erhalten, und Geschmacksverstärker wie das allgegenwärtige Glutamat.

Viele achten mittlerweile aus Gründen der gesunden Ernährung auf die Auszeichnung Glutamat. Übertriebene Panik ist bei dieser Substanz nicht angebracht, denn sie ist Teil unserer natürlichen Ernährung und beispielsweise auch in Tomaten oder Hülsenfrüchten vorhanden – nur zu viel davon kann schaden und Migräne auslösen.

Oftmals verbirgt es sich hinter den Bezeichnungen E 620 (Glutaminsäure), E 621 (Natriumglutamat) oder E 622 (Kaliumglutamat). Hefeextrakt klingt natürlich, ist aber eine wahre Glutamatbombe (5 %) und beispielsweise in jeder Tütensuppe reichlich enthalten. Gut versteckt ist das Glutamat in vielen alten, ausgereiften Hartkäsen wie dem Parmesan, der sich so lecker auf Pasta & Co. ausmacht: Ein Kilo davon enthält rund 17 Gramm!

Auslöser Milchprodukte

Das Glutamat ist möglicherweise einer der Gründe, warum Käse als Migräneauslöser gilt. Aber auch sonst sagt man Milchprodukten wie Joghurt oder Quark migräneverursachende Eigenschaften nach. Verursacher sind vermutlich Eiweißstoffe der Milch.

Zu den migräneauslösenden Milchprodukten zählt auch Speiseeis. Hier ist aber mit einiger Sicherheit nicht ein Milchbestandteil schuld, sondern die Kälte. Gelangt diese in den Mund, reizt das den Trigeminus-Nerv und führt zu Kopfschmerzen.

Auslöser Koffein

Bei Migränepatienten verhält sich das anregende Koffein in Kaffee, Energy Drinks und der beliebten braunen amerikanischen Brause ausgesprochen ambivalent. Einige Menschen reagieren bereits nach einer Tasse Kaffee mit einer Migräneattacke. Bei vielen Koffeinjunkies ist es genau umgekehrt: Haben sie am Wochenende frei und schütten sich nicht wie auf der Arbeit den ganzen Tag mit Kaffee voll, verbringen sie die freien Tage mit Kopfschmerzen. Dabei spielt der wegfallende Stress sicherlich eine zusätzliche Rolle.

Auslöser Alkohol

Sekt und besonders Rotwein stehen in dem Ruf, Migräne auslösen zu können. Das dürfte unter anderem mit dem Nitratgehalt zu tun haben, aber auch mit anderen, bisher unbekannten Inhaltsstoffen. Der Alkohol selbst ist es Studien zufolge nicht – auch wenn dieser ebenfalls am Morgen danach zu erheblichen Kopfschmerzen führen kann.

Quellen, Links und weiterführende Literatur

  1. Deutsche Migräne – und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG):
    • Informationen für Patientinnen und Patienten: Ernährung und Migräne. PDF.
    • Migräne-Kalender/Kopfschmerzkalender. PDF.
    • Weitere Kopfschmerzkalender der DMKG für Cluster-Kopfschmerz, einen Trigeminus-Neuralgie-Kalender sowie zahlreiche fremdsprachige Kalender finden Sie hier.
  1. Matthias Keidel:
    Migräne: Ursachen, Formen, Therapie.
    München 2007: C. H. Beck-Verlag. ISBN-10: 3406536085.
  1. Tara Spencer:
    Das Kochbuch gegen Migräne.
    Kulmbach 2018: Books4Success. ISBN-10: 3864705290
  1. Bunner AE, Agarwal U, Gonzales JF, Valente F, Barnard ND:
    Nutrition intervention for migraine: a randomized crossover trial.
    J Headache Pain. 2014 Oct 23;15:69. doi: 10.1186/1129-2377-15-69. PDF.
  1. Martin VT, Vij B:
    Diet and Headache: Part 1.
    Headache. 2016 Oct;56(9):1543-1552. doi: 10.1111/head.12953. Review.
  1. Martin VT, Vij B:
    Diet and Headache: Part 2.
    Headache. 2016 Oct;56(9):1553-1562. doi: 10.1111/head.12952. Review.
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