7 Fakten über Menschen die unter Migräne leiden

Mirgräne mit AuraEin pochender Schmerz durchzieht langsam den gesamten Kopf! Jedes noch so kleine Geräusch und jeder Lichtstrahl wird zum Desaster. Nur Menschen, die unter Migräne leiden, können diese Probleme völlig nachvollziehen. Laut der Barmer Krankenkasse leiden in Deutschland fast 8 Millionen Menschen unter Migräne, wovon 1,3 Millionen erst im Alter zwischen 17 und 27 Jahre sind.

Auch wenn die Zahl der Migräne-Patienten hoch ist, fehlt es in der Bevölkerung an Wissen und Verständnis. Unter dieser Tatsache leiden natürlich in erster Linie die Betroffenen selbst.

Nachfolgend haben wir sieben Fakten zusammengestellt, die Migräne-Patienten sicherlich gerne loswerden möchten:

1.)   Migräne ist nicht mit Kopfschmerzen zu vergleichen!

Menschen, die nicht von Migräne betroffen sind, können sich nicht in jemanden hineinversetzen, der darunter leidet. Es handelt sich um einen Schmerz, der in der Regel mit nichts vergleichbar ist und langsam den gesamten Kopf betrifft. Meist ist nichts mehr möglich, außer im Bett zu liegen und zu hoffen, dass es schnell vorüber geht. Es gibt Patienten, die heftig erbrechen müssen oder nicht mehr richtig sehen können. Einige leiden an einer selteneren Form der Erkrankung: Migräne mit Aura. Dabei kommen zu den heftigen Schmerzen, Übelkeit, Sehstörungen und sogar Lähmungserscheinungen. In der Auraphase können viele Patienten nicht mehr richtig sehen, sondern nehmen nur noch Teile des Sichtfeldes wahr. Blitze und sich drehende Lichtkegel und Kreise können auftauchen und die Orientierung fast unmöglich machen. Eine Betroffene beschreibt dies in einem Forum folgendermaßen:“ Es fängt mit einem grellbunten Dreieck an. Bei mir dauerte die längste Aura zwei Stunden, das ist sehr lange, es kommt einem wie eine Ewigkeit vor. Ich hatte mal eine Aura während des Autofahrens. Ich konnte nicht mehr erkennen, wie viele Leute am Gehsteig liefen oder ob sie auf der Straße waren.“

Sie sehen also: Eine Migräneattacke ist in keinem Fall mit Kopfschmerzen vergleichbar. Nicht einmal ansatzweise! Vielleicht helfen gern weitergegebene Tipps wie „Sie müssen mehr trinken!“ oder „Setzen Sie sich kurz hin, dann geht es sicherlich gleich wieder!“ bei Menschen, die unter Kopfschmerzen leiden, nicht aber bei Migräne-Patienten.

2.) Die Betroffenen sind NICHT wehleidig! Für sie ist in diesem Moment jeglicher Lärm schier unerträglich

Eine Betroffene schrieb sich folgendermaßen ihr Leid von der Seele: „Jedes Geräusch wurde unerträglich. War es das Rascheln der Bettdecke, ein lachendes Kind auf der Straße oder auch nur mein eigener in den Ohren pochender Herzschlag: In meinem Kopf vermischten sich diese Geräusche zu einem dumpfen Dröhnen“. Als Nichtbetroffener haben Sie vielleicht auch schon einmal gedacht „Ach, die stellen sich doch nur an!“. Aber das stimmt nicht! Im Moment der Attacke wird für den Menschen alles andere unmöglich. Selbst eine einfache Unterhaltung, eine Nachrichtensendung oder eine SMS zu lesen, ist nicht mehr machbar. Jedes auch so leise kleine Geräusch wird wie ein Hammer im Kopf wahrgenommen.

3.) Migränepatienten können nicht mal schnell an die frische Luft gehen!

Die meisten Migränepatienten sind während einer Attacke gar nicht mehr in der Lage dazu, an die frische Luft zu gehen. Der Zustand lässt es einfach nicht mehr zu. Würde ein Betroffener an die frische Luft gehen, würde sich der Zustand sogar noch verschlimmern! Das Tageslicht kann die Symptome praktisch auf den Gipfel treiben und jeder Lichtstrahl wird wie ein Messer, das in den Kopf gerammt wird, wahrgenommen. Patienten wollen vor allem Ruhe und eine Rückzugsmöglichkeit in einem abgedunkelten Raum. Viele liegen im gänzlich abgedunkelten Raum und vermeiden jeden Lichteinfall.

4.) Die Betroffenen können häufig ihren Alltag nicht mehr gestalten

Wenn man unter einer Erkältung leidet, kann man sich vielleicht dazu durchringen, zur Arbeit zu gehen. Wenn man Migräne hat, kann man sich nicht aufraffen und sich nicht zu etwas durchringen. Für viele ist selbst der Gang zur Toilette eine Herausforderung. Wenn ein Migräne-Patient auf einen Bildschirm schaut, sieht er ein Flimmern und nicht selten fehlen ganze Teile des normalen Sicht- bzw. Blickfeldes. An Arbeit ist nicht zu denken. Der Vorstandschef der Barmer, Herr Christoph Straub sagt hierzu:

„Der Alltag kann für Kopfschmerz-Patienten zur Qual werden und deren berufliche oder universitäre Existenz gefährden.“

5.) Nicht selten kann auch ein Arzt nicht helfen

Natürlich ist Migräne den Ärzten bekannt, aber dennoch sehen sie sich oft nicht in der Lage adäquat zu helfen. Es gibt leider kein Allheilmittel und nichts, was bei jedem Patienten gleich gut hilft. Migräne-Patienten tragen eine genetische Disposition in sich. Was dann letzten Endes die Krankheit zum Ausbruch bringt, ist völlig unterschiedlich und diffizil. Manchmal kann man den Auslöser gar nicht hundert prozentig eingrenzen. Eine Betroffene schreibt:

„Ich habe über ein Jahr ein Migräne-Tagebuch geführt habe und kein Arzt konnte irgendeine Ursache finden, obwohl ich in der Woche mindestens drei Migräneattacken bekomme habe: Die Ärzte schicken mich mit einem ‚Das ist halt so‘ nach Hause.“

6.) Manchmal können auch Medikamente die Schmerzen nicht lindern

Wenn Sie unter Kopfschmerzen leiden, hilft eine eingenommene Schmerztablette in der Regel schnell und zuverlässig. Wenn man jedoch an Migräne leidet, gibt es tatsächlich kein Mittel, das verlässlich wirkt. Oftmals werden die Beschwerden nur minimal gelindert.

Die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln kann die Beschwerden zum einen noch verschlimmern und zum anderen auf lange Sicht gesehen, gesundheitliche Schäden verursachen.

Aber was sollen die Betroffenen in ihrer Hilflosigkeit tun? Den meisten ist bewusst, dass der Medikamentenkonsum keine oder kaum Linderung verschafft. Dennoch greifen sie nach jedem noch so kleinen Strohhalm. Nicht selten kommt es zu einem Teufelskreis, weil die Menschen im Alltag funktionieren wollen und auch müssen.

7.) Migränepatienten brauchen mehr Verständnis

Fast jeder Mensch hat jemanden im Bekanntenkreis, in der Familie oder vielleicht einen Kollegen, der unter Migräne leidet. Trotzdem können viele nicht mit den Betroffenen umgehen, weil das Wissen fehlt. Eine Betroffene erzählt:

„Selbst meine Familie spottet über mich und nennt mich Hypochonder. Ehrlich gesagt wünsche ich manchmal Leuten, die über Migräne so spotten, dass sie wenigstens nur einen Tag lang Migräne haben, das Gefühl, dass einem die Augen platzen und der Kopf aufgebohrt wird. Nur einen Tag lang, nur damit sie sehen, WAS mit Migräne gemeint ist.“

Viele Menschen können sich nicht in die Geplagten hineinversetzen und denken immer an übliche Kopfschmerzen. Migräne sind aber keine gewöhnlichen Kopfschmerzen! Es ist viel mehr!

Schlimm betroffene Menschen können sogar einen Behinderten-Ausweis beantragen. Alleine diese Tatsache sollte die Spötter zum Nachdenken bewegen und vielleicht auch zum Umdenken veranlassen. Wer möchte einen solchen Ausweis schon aus freien Stücken beantragen?! Aber manchmal ist dies auch als äußeres Zeichen notwendig, um in der Gesellschaft ernst genommen zu werden. Auf Basis dieses Dokumentes hat das Umfeld eher einen gewissen Respekt. Schade eigentlich, aber manchmal muss man sich auf diesem Wege eine Akzeptanz verschaffen.

 

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