Was ist eine Migräne?

Die Migräne ist eine besonders starke Form des Kopfschmerzes, die mit unterschiedlichen Begleitsymptomen einhergehen kann. Aufgrund ihrer schweren Schmerzausprägung gehört die Migräne zu den neurologischen Erkrankungen, also den Erkrankungen im Bereich des Gehirns. Obwohl rund ein Zehntel aller Deutschen unter mehr oder weniger regelmäßigen Migräne-Attacken leidet, darunter etwa dreimal so viele Frauen wie Männer, ist die Migräne keine unheilbare Krankheit. In vielen Fällen verläuft sie jedoch chronisch. Die klassische Migräne zeichnet sich durch starke bis sehr starke Kopfschmerzanfälle aus, die akut auftreten und periodisch wiederkehren. Dem Wortsinn entsprechend, Migräne bedeutet auf Deutsch „halber Kopf“, strahlt der Schmerz meist nur in eine Schädelhälfte aus. Migräneschmerzen werden von Betroffenen als pulsierend, klopfend, stechend oder bohrend wahrgenommen, sie gehören daher zu den stärksten Kopfschmerzen überhaupt.

Der Unterschied zum klassischen Kopfschmerz

Kopfschmerzen (2)Klassische Kopfschmerzen, wie sie nahezu jeder Mensch kennt, unterscheiden sich sehr deutlich von einer echten Migräne. Anders als Kopfschmerzen lässt sich die Migräne nicht mit einfachen, frei verkäuflichen Schmerzmitteln lindern. Darüber hinaus wird eine Migräneattacke in der Regel von weiteren Symptomen begleitet, so etwa von Übelkeit, Erbrechen, hoher Licht- und Lärmempfindlichkeit, Kreislaufproblemen und einer Aura, bei der auch Wahrnehmungsstörungen auftreten. Diese Migräneaura kann sowohl eine kommende Migräneattacke ankündigen als auch eine Begleiterscheinung während einer Migräne sein.

Weiterführende Informationen:

Die vier Phasen der Migräne

Eine Migräne kann sowohl mit als auch ohne Aura auftreten, sie kann chronisch verlaufen, aber auch eine einmalige Schmerzattacke sein. Sämtliche Migränen verlaufen jedoch in vier Phasen, dazu gehören:

Die Vorbotenphase

40309Die Vorbotenphase tritt bei etwa einem Drittel aller Patienten auf. Die Vorbotenphase beginnt etwa ein bis zwei Tage vor der eigentlichen Migräneattacke und kündigt den kommenden Kopfschmerz durch leichtere Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und erhöhte Empfindlichkeit gegen grelles Licht an. Zudem können auch unspezifische Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit, dadurch bedingtes häufiges Gähnen und gesteigerter Appetit auf einzelne Lebensmittel eine kommende Migräne ankündigen.

Die Auraphase

Die Auraphase folgt bei etwa einem Fünftel der Patienten auf die Vorbotenphase. Während dieser Phase treten visuelle oder auch sensorische Störungen auf. Das heißt, Betroffene sehen plötzlich verschwommen, haben ein verändertes Hautgefühl, verlieren kurzzeitig ihren Tastsinn oder leiden gar unter vorübergehenden optischen Halluzinationen Es kann zu Fehlsichtigkeiten kommen, aber auch zu einem eingeschränkten Gesichtsfeld, wobei Betroffene ihre Umgebung durch eine Art Tunnelblick wahrnehmen. Außerdem kommt es häufig zu unscharfen Konturen, Zick-Zack-Linien und punktuellen Ausfällen im Sehen.

Die Kopfschmerzphase

Die Kopfschmerzphase ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende, starke bis sehr starke Kopfschmerzen, die in der Regel nur eine Schädelhälfte betreffen. Die Schmerzen ziehen sich einseitig über die Stirn und die Schläfe bis ins Auge. In vielen Fällen kann das betroffene Auge aufgrund der starken Schmerzen nicht mehr bewegt werden. Migränekopfschmerzen sind pulsieren, pochend, bohrend oder stechend, sie verschlimmern sich bei Bewegung und Licht und bessern sich bei absoluter Ruhe und Dunkelheit. Die akute Schmerzphase dauert in der Regel zwischen einer Stunde und drei Tagen, bei chronischen Verläufen eher länger.

Die Rückbildungsphase

In der Rückbildungsphase gehen sämtliche Symptome und Beschwerden langsam zurück. Die Rückbildungsphase dauert etwa weitere 24 Stunden, in denen Betroffene müde und erschöpft sind. Erst nach dieser Phase setzt die vollständige Erholung von der Migräneattacke ein.

Nahezu alle Migränepatienten durchlaufen diese Phasen, einige bewusst und einige unbewusst. Gerade die Vorbotenphase, in der unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Heißhunger und Lärmempfindlichkeit auftreten, wird von vielen Betroffenen fehlinterpretiert.

Ursachen für eine Migräne

Eine Migräneattacke kann vielfältige und vielschichtige Ursachen haben. Die Migräne kann akut entstehen, ohne dass ein Auslöser für den Kopfschmerz ausgemacht werden kann. In vielen Fällen entsteht sie jedoch als Folge sogenannter Schlüsselreize oder sogar aufgrund hormoneller Begünstigungen. Umweltfaktoren wie Abgase, Chemikalien, Lärm, Wetterschwankungen und eine zu hohe Lichtintensität können eine Migräne ebenso auslösen wie ein ungesunder Lebensstil mit zu wenig Schlaf, zu viel Stress und ungesunder Ernährung.

Serotoninmangel kann ein Auslöser sein

Das Glückshormon Serotonin gilt als Auslöser für Migräneschübe vor allem dann, wenn es dem Körper an Serotonin mangelt. Serotonin ist ein Neurotransmitter, ein sogenannter Botenstoff des Gehirns. Es nimmt Einfluss auf das gesamte Wohlbefinden, auf die Schmerzweiterleitung und auf den Schlafrhythmus. Ein Serotoninmangel ist die bekannteste Ursache für eine Depression oder eine depressive Verstimmung. Gleichzeitig kann dieser Mangel aber auch eine Migräne auslösen, da die fehlerhafte Serotoninproduktion und -speicherung das Schmerzempfinden stark beeinflusst.

Der Serotoninspiegel schwankt im Verlauf einer Migräne

So ist bei Migränepatienten während einer Schmerzattacke mehr Serotonin im Blutkreislauf nachweisbar als bei gesunden Menschen. Darüber hinaus lässt sich der Migränekopfschmerz mit einer zusätzlichen Serotoningabe lindern oder sogar unterdrücken, was dafür spricht, dass die Migräne aufgrund eines vorangegangenen Mangels an Serotonin entstanden ist. Erst dann, wenn sich der Patient bereits in der Kopfschmerzphase der Migräne befindet, wird vom Körper wieder vermehrt Serotonin freigesetzt, um den vorherigen Serotoninmangel zu beheben und die Symptome zu bekämpfen. Diese Schwankungen im Serotoninspiegel zeichnen darüber hinaus auch für die Begleitsymptome wie Mattigkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit verantwortlich.

Genetische Ursachen

Die Migräne kann in verschiedenen Formen auftreten. Neben der klassischen Migräne mit oder ohne Aura, die hauptsächlich durch Umweltfaktoren oder Schlüsselreize ausgelöst wird, gibt es auch eine Sonderform der Migräne, deren Ursachen genetischer Natur sind. Die erblich bedingte Migräne basiert auf einem Gendefekt. Bei familiärer Häufung spricht die Medizin von einer hemiplegischen Migräne, deren Ursache Defekte auf den Chromosomen 1 und 19 sind. Da diese Gendefekte über mehrere Generationen hinweg vererbt werden, kann auch die Intensität der Migräne kontinuierlich steigen. Viele Patienten mit genetisch bedingter Migräne leiden daher unter stärkeren Begleitsymptomen, die bis hin zu vorübergehenden Lähmungserscheinungen reichen können.

Triggerfaktoren sind Schlüsselreize

Assorted alcoholic beverages isolated on whiteUnter den sogenannten Triggerfaktoren sind Schlüsselreize zusammengefasst, die eine Migräne auslösen können. Dazu gehören vor allem Substanzen oder Situationen des Alltags, die besonders sensible Patienten triggern. Klassische Trigger sind beispielsweise Alkohol, Stress, zu viel oder zu wenig Schlaf, Zigarettenrauch, bestimmte Parfums und Gerüche, Geräusche und Lärm sowie einzelne Lebensmittel, die in Verdacht stehen, ein Migräneauslöser zu sein. Dazu gehören vor allem Schokolade, stark zuckerhaltige Getränke, Rotwein, Kaffee und Käse. Weitere Trigger sind Stress und Poststress.

Wer ist von Migräne betroffen?

Von einer Migräne sind dreimal so viele Frauen betroffen wie Männer. Die erste Migräneattacke erleiden betroffene Frauen meist schon vor dem 20. Lebensjahr, wohingegen Männer meist erst nach dem 30. Lebensjahr betroffen sind. In Deutschland leiden jährlich rund 800.000 Menschen unter mindestens einer Migräneepisode. Häufig betroffen sind Menschen, die unter schulischem, beruflichem oder privatem Leistungsdruck stehen und übermäßig gestresst sind.

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